Nach dem großen Sommerturnier in Hohenwestedt fragten sich viele:
„Wo ist eigentlich Leo?“
Letztes Jahr noch als Kreuzritter im Kostüm-Springen vorne vor, konnte man Lokalmatadorin Leonie Dethlefs dieses Jahr als deutsche Siedlerin bei den Karl May Spielen bewundern. Schriftführerin Annika Block und Pressewartin Marina Rehder besuchten sie am Kalkberg und dürften mit ihr hinter die Kulissen schauen. Dabei Berichtete Leonie von der Bewerbungsphase, den Proben und dem Miteinander der Crew.
Die Suche nach den Reiterstatisten beginnt bereits im Februar. Es bewerben sich um die 200 Reiter- und Reiterinnen um die wenigen Plätze. Mit diesen Bewerbern führt Reitstallchefin Sylvia Kassel zuerst ein Telefongespräch und entscheidet dann, wer zum Vorstellungsgespräch nach Bad Segeberg eingeladen wird. Von diesen kommen dann etwa 20 bis 25 Reiter zum Vorreiten in den Reitstall nach Groß Rönnau. Eigentlich hatte sich Leonie als Reiterstatistin beworben, gab aber auch ihren Kutschführerschein, den sie seit 3 ½ Jahren besitzt, mit in der Bewerbung an. So kam es, dass sie gefragt wurde, ob sie nicht Lust hätte Kutsch- Statistin zu werden und als deutsche Siedlerin in der Arena am Kalkberg aufzutreten.
So begann Leonie im April ihre Ausbildung bei Rainer Stave, dem Chef und Trainer der Kutschstatisten, in Schönböken. Dort lernte sie dann auch die anderen Fahrer und die Kutschpferde kennen. Durch diverse Trainingsfahrten stellten sich die besten Pferd-Mensch-Konstellationen heraus. So wurde Leonies Partner Karino, ein Friese-Mecklenburger Kaltblut von 2003. Wochenlang trainierten die Fahrer mit den Pferden, bis es im Mai an den Kalkberg ging. 4 Wochen lang wurde dann täglich in der Arena und rund ums Gelände in Segeberg geprobt. Für Leonie, die sich noch in der Ausbildung und Prüfungsphase, ein echter Kraftakt. Früh aufstehen und zur Arbeit nach Wasbek in die Tierklinik, nachmittags Feierabend und weiter nach Bad Segeberg. Hier dann ab 17 Uhr Training und Proben bis in den späten Abend. Aber das war es wert. Nach bestandener Prüfung zog Leonie für den Sommer nach Bad Segeberg.
Das Training in Bad Segeberg begann zuerst mit Fahrten durch die Stadt, um sie an die Hektik und Lautstärke einer Stadt zu gewöhnen. Ein ziemlicher Unterschied zum abgeschiedenen Schönböken, aber für die vorbildlich ausgebildeten Pferde und Fahrer kein Problem. „Das erste Mal in die Arena einzufahren, war wirklich atemberaubend“, berichtete Leonie, „Das Theater wirkte von den Zuschauerrangen immer viel kleiner, aber es passt alles. Am Anfang fuhren wir nur im Schritt, aber mittlerweile ist selbst die Hinterbühne, das Nadelöhr der Arena, im Galopp kein Problem mehr. Jeder weiß, was er zu tun hat und wo er stehen muss. So klappt das alles reibungslos.“
Natürlich war Leonie auch vor der großen Premiere am 23. Juni 2018 furchtbar aufgeregt, auch wenn nun nach fast 11 Wochen Spielzeit nichts mehr davon zu merken ist. Um 19:45 Uhr macht Leonie zusammen mit ihrer Beifahrerin routiniert sich selbst und Karino fertig. Gegen 20:00 Uhr werden sie dann von den anderen zwei Kutschen am Tor der Stallungen abgeholt, um gemeinsam die Pferde in der Stadt warmzufahren. Pünktlich um 20:20 fährt dann Leonie das erste Mal an diesem Abend mit ihrem Karino in die Flutlichtbeleuchtete Arena ein. Aber wer jetzt denkt, das ist ja schön entspannt vor der Vorführung, der irrt sich. Die Reiter und Fahrer sind schon ab ca. 12:00 Uhr in den Stallungen. Sie sind für ihre Pferde und deren Ausrüstung genauso verantwortlich, wie für ihre Kostüme. Vor der Vorführung muss die Stallarbeit erledigt sein und die Pferde gewaschen und geputzt werden. Während der Spielzeit werden die Pferde der Schauspieler auch von den Statisten mitbetreut. Nach der Vorstellung wird die komplette Ausrüstung noch einmal geprüft und gereinigt und die Pferde versorgt. „Meistens sind wir noch bis 23 Uhr in den Stallungen zu Gange“, berichtet Leonie, die damit keinerlei Probleme hat, „Oft sitzen wir dann noch alle zusammen. Hier sind auch einige Freundschaften entstanden.“ Jeden Sonntag nach der Vorstellung reiten die Statisten in unterschiedlichen Gruppen zu den benachbarten Koppeln, wo die Pferde dann bis Mittwoch ihre Seele baumeln lassen können.
Dieser Sommer war natürlich durch die enorme Hitze auch eine besondere Herausforderung. Gegen die extreme Hitze kühlten sich die Statisten z. B. mit feuchten Halstüchern oder nassen Tops unter den Kostümen ab. Die Pferde wurden nach jeder Szene getränkt und konnten ihre Pause während der Vorstellung unter der Beregnungsanlage verbringen. Jetzt, nach der Saison geht es für die Reitpferde zurück nach Groß Rönnau und für die Kutschpferde zurück nach Schönböken, wo Reitchefin Silvia Kassel und Kutschenchef Rainer Stave sie über den Winter arbeiten werden. Gerne werden sie hierbei von den alten und neuen Statisten unterstützt, die ihre Vierbeinigen Partner immer gerne besuchen kommen. Für unsere Leonie geht das Arbeitsleben wieder los. Schon ab der 2. September Woche ist sie wieder in der Tierklinik in Wasbek anzufinden. Besonders freut sich über Leonies Heimkehr ihre Stute Amy, die den Sommer entspannt auf der Koppel genießen dürfte. Auf die Frage, ob wir Leonie auch nächstes Jahr wieder bei den Karl-May-Spielen bewundern dürfen, sagte sie: „Es war eine atemberaubende Erfahrung und wenn es arbeitstechnisch klappen sollte, bin ich gerne wieder dabei.“
Wir wünschen Leonie alles Gute und bedanken uns, dass sie uns mit in die Welt von Karl-May am Kalkberg genommen hat.